(Speed)-Painting Tutorial

  • Ich habe das Wochenende dazu genutzt, an meiner Maltechnik zu arbeiten - sie war mir einfach viel zu langsam. Hauptsächlich lag das daran, dass ich viel Zeit in geschmeidige Farb- oder Helligkeitsübergänge investiere. Ich habe nun nach einer Technik gesucht, die


    - Schnelle und schöne Farb- und Helligkeitsübergänge ermöglicht

    - Gut mit der Anzahl der zu bemalenden Miniaturen skaliert (gleiche Arbeitsschritte lassen sich ohne viel Aufwand auf alle Modelle anwenden)


    Daraus ist ein Tutorial entstanden, wo ihr meine Arbeitsschritte nachverfolgen könnt. Ich werde zu jedem Schritt erklären was ich mache und warum. Fangen wir also mit dem Grundieren an.


    1. Die Miniatur wird komplett schwarz grundiert und mit weißer Farbe von schräg oben angesprüht, um grob den Lichteinfall darzustellen (zenithal priming). Das ist wichtig, damit beim nächsten Schritt die Farben ihre Leuchtkraft behalten und schon mal die Grundzüge von Farbübergängen entstehen. Wichtig: Bei diesem Schritt tragen wir die Farben auf, die in den Schatten zu sehen sein werden! Wir ignorieren vorerst die Highlights. Hier ist das Zwischenergebnis als WIP.



    Die weiße Grundierung von Vallejo war offensichtlich ein Fehlkauf - egal wie lange man sie schüttelt - das Ergebnis ist sehr fleckig. Glücklicherweise spielt das bei dieser Technik am Ende keine Rolle. Wäre die Grundierung nicht so fleckig und je nachdem wie pigmentreich die verwendeten Farben sind, kann man durch die Verdünnung bereits jetzt die Helligkeitsübergänge gestalten und so für mehr oder weniger Kontrast sorgen. Hier wählt man am besten eher dunklere Farbtöne - die lassen sich auch besser verdünnen. So sieht das Ergebnis aus. Hier habe ich einen Fehler gemacht: Ich habe unbemalte Stellen übrig gelassen, die ich später anmalen wollte. Dazu später mehr.... :wand:


    Fazit: keine unbemalten Stellen übrig lassen. Statt Metallfarben wird Schwarz genommen - Metallfarben werden ganz am Ende aufgetragen.



    2. Jetzt kümmern wir uns um die Highlights. Dazu benötigen wir einen Airbrush - mit Trockenbürsten würde man hier weder die benötigte Qualität, noch die Geschwindigkeit erreichen. Airbrushen erfolgt mit einer einzigen Farbe - Weiß. Somit lassen sich viele Miniaturen auf einmal bearbeiten, ohne zeitraubende Farbwechsel- und Airbrush-Putzaktionen. Wir tragen jetzt die Highlights auf die Stellen auf, wo wir die Farbübergänge bzw. Helligkeitsübergänge schaffen wollen. Für punktuelle Highlights (im Beispiel sind es Muskeln, Knöchel, Flaschen, Inhalt der Schale und der Rauch) geht man mit dem Airbrush näher dran. Beim Sprühen sollte man aufpassen, dass man nicht in die Vertiefungen sprüht z.B. bei den Fingern oder Muskeln - die Sprührichtung sollte so gewählt werden, dass diese Stellen von der Seite gestreift werden. Hier ist das Ergebnis.



    3. Jetzt können wir uns überlegen, welche Farbe für die Highlights benutzt werden soll. Z.B. wähle ich hier Gelb für die Haut, die Flasche, das giftige Zeug in der Schale und Elfenbein für den Schädel. Diese Farben werden jetzt auf die Entsprechenden Stellen trockengebürstet. Das Ziel soll hier sein, das Weiß durch die entsprechende Farbe zu ersetzten, ohne die drunterliegende Farbe zu übermalen.


    4. Jetzt tragen wir Farben auf die Highlights auf, die wir als Glasuren anmischen (ich mache das mit Vallejo Glaze Medium). Man kann hier die gleichen Farben nehmen, die man bei Schritt 1 benutzt hat, um Helligkeitsübergänge zu schaffen. Glazes nutze ich hier, damit die Highlights durchscheinen und die Farbe besser in die Ritzen und Vertiefungen läuft und hier für mehr Kontrast sorgt (z.B. die Nähte auf dem Umhang). Bei den Stellen, wo man im Schritt 3 mit einer anderen Farbe gehighlightet hat, bietet sich eine Glasur aus einer Mischung der Grundfarbe und dem Highlight an (bei mir Grün/Türkis + Gelb). Im Prinzip lassen sich hier wahrscheinlich beliebige Farben verwenden, um Farbübergänge zu schaffen. Hier ist das Ergebnis.



    5. Endspurt: Wir kümmern uns jetzt um die Details, Metallfarben werden aufgetragen, Edge-Highlighting etc. Überall, wo man Kontraste bei Spalten und Ritzen erhöhen möchte, trägt man jetzt SPARSAM und PUNKTUELL die VERDÜNNTEN Inks auf (z.B. Spalten zwischen der Hand und der Schale, zwischen Kleidung und Haut, bei dem Zahnansatz vom Schädel etc.). Auf keinen Fall sollte man die Inks großflächig verteilen, da sie u.U. fleckig trocknen und uns die mühsam erarbeiteten weichen Übergänge zerstören. Hier rächte sich mein Fehler aus dem Schritt 1. Ich musste jetzt sehr vorsichtig die weißen Stellen anmalen, was besonders bei den Flaschen sehr nervig und zeitraubend war. Hätte ich das am Anfang gemacht, könnte ich viel grobschlächtiger und schneller malen können, da man bei Schritt 1 die eventuellen Fehler sehr einfach korrigieren kann. Wie dem auch sei, hier das Endergebnis mit dem ich sehr zufrieden bin. Die Base-Gestaltung erspare ich euch :)



    Gesamtmalzeit lag bei ca. 3.5 Stunden. Für meine Verhältnisse ist das ein Quantensprung, wenn ich die gleiche Qualität mit meiner herkömmlichen Technik erreichen wollen würde.

  • Schöner Beitrag. Für mich als Anfänger sicherlich noch nicht annähernd reproduzierbar, und das nicht nur wegen der fehlenden Airbrush, aber ich konnte deine Anleitung sehr gut nachvollziehen! Das Vallejo Glaze Medium ist für die nächste Bestellung vorgesehen und dann probier ich auch mal Glazing aus.

  • Wenn ich mir die Highlights vom ersten Bild anschaue, finde ich sie durchaus brauchbar. D.h. man könnte auch bei Schritt 2 mit der weißen Grundierung einfach nochmal drüber sprühen. Ist nicht so präzise wie beim Airbrushen, allerdings geht es hier auch nicht primär um Präzision, sondern um Geschwindigkeit. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren, sobald ich mir eine vernünftige weiße Grundierung zugelegt habe.